Waldbaden … Nur ein hipper Begriff? Ganz und gar nicht. Denn genau wie beim Yoga bringen wir beim Waldbaden Körper, Geist und Seele in Einklang. In Japan wurde Shinrin-Yoku, japanisch für Baden im Wald, vom Forstministerium im Jahre 1982 ins Leben gerufen und ist dort fester Bestandteil für einen gesunden Lebensstil. Beim Waldbaden geht es darum, sich treiben zu lassen und in der Natur ganz bewusst im gegenwärtigen Moment zu SEIN. Shinrin-Yoku bedeutet mit allen Sinnen in die Stille des Waldes einzutauchen.
Apropos Sinne. Ein weiterer Vorteil von Shinrin-Yoku ist, dass unsere Sinne geschärft werden. Dabei wird jeder einzelne Sinn angesprochen:
- Sehen: Bewusst die Natur wahrnehmen.
- Hören: In der Natur können sich unsere Ohren vom Alltagslärm ausruhen und wir können ganz den Geräuschen des Waldes lauschen.
- Fühlen: Die Rinde der Bäume, die Blätter, Zweige etc.
- Riechen: Tief und bewusst die Gerüche des Waldes einatmen.
- Schmecken: Der Wald bietet eine Vielzahl an Beeren und Kräutern; Pilze sind mit Vorsicht zu genießen.
Aber das ist noch nicht alles. Es wurde nachgewiesen, dass sich nach einem längeren Aufenthalt im Wald die ätherischen Öle der Baumrinde, der Blätter, Sträucher und anderen Pflanzen positiv auf unseren Körper auswirken und unser Immunsystem stärken, wenn wir sie über die Haut und die frische Luft in unsere Lungen aufnehmen. Schon nach einem 15-minütigen Spaziergang im Wald normalisiert sich unser Herzschlag, der Blutdruck sinkt und die Lungen weiten sich. Das heißt wir kommen innerlich zur Ruhe und können besser durchatmen. Schon Hildegard von Bingen wusste:
Geh einfach ins Grün des Waldes und du wirst Heilung erfahren, allein indem du dort bist und atmest.
Dies durften Thomas und ich am Wochenende in Gleisweiler, einem charmanten Dorf an der Weinstraße in der Südpfalz, erleben. Leider war es am Sonntag Wolken verhangen, während vor unserer Haustür die Sonne schien. Wir genossen trotzdem das Waldbaden mit all seinen Vorzügen. Dazu die Weinberge, die mit Sicherheit noch mehr in ihren bunten Herbstarben geleuchtet hätten, wären sie von der Sonne beschienen worden.
Hie und da trafen wir auf nette Gesellen, Wanderer und – sogar Waldgeister, die bei bester Laune waren. Kein Wunder bei der Vielfalt, die der Pfälzer Wald zu bieten hat. Wir genossen die Stille, nahmen das Zwitschern der Vögel, das Klopfen eines Spechts wahr und atmeten den Geruch von Pilzen, frischem Moos und den typischen Waldgeruch tief in uns ein. Wir ließen uns fallen und bestaunten die Wunder der Natur. Die Freude war groß, als wir an einem Rastplatz halt machten und feststellten, dass Kinder ihrer Fantasie freien Lauf gelassen und uns ein Festmahl aus den Gaben des Waldes zubereitet hatten. Wieder einmal wurde uns dadurch bewusst gemacht, dass wir uns ein Beispiel daran nehmen sollten und wie Kinder die Welt neu entdecken sollten.
Impressionen
So ein Spaziergang im Wald kann echte Wunder bewirken. Insbesondere bei Schlafstörungen oder wenn unser Gedankenkarussell nicht still stehen will, hat Waldbaden eine wohltuende Wirkung auf Körper, Geist und Seele. Verstärken können wir diese Wirkung durch eine Gehmeditation. Wie ich sie neulich mit meiner Yogagruppe bei einer Auszeit im Waldachtal praktiziert habe. Gerade für Menschen, die Schwierigkeiten haben im Sitzen in eine tiefe Meditation zu versinken, eignet sich eine Gehmeditationen hervorragend.
Ein gesunder Geist wohnt in einem gesunden Körper, und beide gedeien am besten in der Umarmung der Natur. (Marcus Tullios Cicero)
Diese Form der Meditation nicht nur ein Spaziergang. Bei einer Gehmeditation gehst du viel langsamer und konzentrierter. Achtsam lenkst du deinen Fokus dein Prana, das Fließen deines natürlichen Atems und folgst dem Bewegungsablauf deiner Schritte, dem Heben und Senken deiner Füße. Achtsam zu gehen entschleunigt. Wenn du möchtest, kannst du dich zwischendurch auf die Geräusche der Natur, das Laub unter deinen Füßen, den Geruch des Waldes, die Sonnenstrahlen, die durch die Baumkronen dein Gesicht erwärmen konzentrieren. Bei der Gehmeditation kommt es vor allem darauf an, alles wie ein kleines Wunder bewusst wahrzunehmen – zu riechen, zu spüren, zu sehen, zu hören, zu fühlen.
Entmutige dich nicht selbst, wenn deine Gedanken abschweifen oder du abgelenkt wirst. Beginne dann einfach von vorne mit deiner Gehmeditation. Zum Abschluss verharre einen Augenblick und tauche noch einmal ganz bewusst in die Stille ein. Eine regelmäßige Praxis kann bewirken, dass du dich schneller in einen meditativen Zustand versetzen und dadurch in eine immer tiefere Meditation versinken kannst.
Es gibt auch Historisches im Pfälzer Wald zu sehen. Vom Waldparkplatz aus in Gleisweiler sahen wir schon von weitem erhaben den Sonnentempel im Kurpark der Privatklinik Bad Gleisweiler auf der Anhöhe ragen. Leider ist der Park seit Corona nicht mehr für private Besucher zugängig. Schade, er soll mit seinen stattlichen Mammutbäumen und subtropischen Pflanzen eine besondere Energie haben. Bei unserer Wanderung kamen wir dann mitten im Wald am Luitpold Platz aus dem Jahre 1891 an. Was sich damals dort wohl abgespielt hat? Aber auch das ganze Dorf ist mit seinen kleinen Gassen und historischen Gebäuden sehenswert (s. Foto oben mit Thomas vor der Dorfkirche).
Fazit: Waldbaden ist vielmehr als nur ein Spaziergang im Wald. Hierbei findest du – wie beim Yoga – zu dir selbst. Ein jeder sollte die Natur in seinen Alltag integrieren. In diesem Sinne
Namasté Tanja