Meditation

Bevor Körperyoga entwickelt wurde, war Yoga ein rein geistiger Übungsweg. In alten Schriften finden sich Analysen darüber, wie der Geist funktioniert und wie wir ihn klären, beruhigen und ausrichten können. Das heißt also wenn unser Geist ruhig und geordnet ist, ist er mehr auf die Lösung als auf das Problem ausgerichtet. Dann können wir in Harmonie mit uns leben.

Sehr schön und passend dazu finde ich die Worte von Pedro de Souza, einem indischen Ernährungswissenschaftler und Philosophen, der uns lehrt auf geistiger Ebene durch Beobachtung unserer Gedanken und Gefühle immer mehr Erfahrungen und Erkenntnisse zu erlangen, die uns zu mehr Weisheit und somit in einen Zustand der Glückseeligkeit führen:

Die Meditation ist ein Zustand, indem man zu sich selbst findet. Wir können durch Meditation den Geist positiv machen, d. h. unsere Gedanken, die ständig in Bewegung sind, positiv ausrichten. Der erste Schritt der Meditation ist es, seine Gedanken bewusst wahrzunehmen, denn in diesem Augenblick entsteht Reflexion über sich selbst und somit eine Konzentration. Wenn der Geist also den Zustand der Konzentration erreicht, findet er damit mehr und mehr zur Ruhe, was zur Folge hat, dass wir unsere eigenen Gedanken wählen und pflegen können. Auch wenn wir mit der Meditation beginnen und noch gar nicht so realisieren können, werden sich unsere Gedanken und unser Gefühlsleben neu ausrichten – was meditieren bedeutet – und somit eine klare Ausrichtung zum eigenen Zentrum. Erst wenn wir uns die Meditation regelmäßig zum Gebrauch machen, wird sie Früchte tragen. Denn wie die Muskeln des Körpers will auch das Gehirn trainiert sein.

Manchmal fällt es einem nicht leicht, still zu sein. Seinen Geist zur Ruhe kommen zu lassen. Es bedarf viel Übung, das Gedankenkarrussell zu stoppen. Man darf nicht die Geduld verlieren, wenn man zu meditieren beginnt. Das braucht Zeit. Es kann Jahre dauern, bis man zur Ruhe, zu innerem Frieden findet. Alle großen Erfolge brauchen Zeit. Viele erwarten, dass sie einfach mit dem Denken aufhören können. Aber man kann die wild gewordenen Gedanken nicht innerhalb von einer oder zwei Meditationssitzungen in den Griff bekommen. In der Meditation sind Körper und Geist entspannt. Dadurch sinkt der Blutdruck, das Immunsystem wird angeregt, man fühlt sich vitaler und dem Leben gewachsen. Der Geist beeinflusst den Körper. Die Meditation führt uns in die Mitte, in unseren Geist, in unser Selbst, in das, was wir sind. Um wahre Ruhe zu finden, muss man nach innen gehen. Wenn man sich an schönen Erlebnissen von außen erfreuen kann, z. B. an einem Naturerlebnis oder auch einer wundervollen Musik zu lauschen, werden die Sinne satt, man kann sich leichter nach innen wenden. Auf ähnliche Weise kann man seine Meditationstechnik auswählen. Jede Technik hat das gleiche Ziel: den Geist zu bündeln, bis er still wird.

Es gibt nur einen Weg meditieren zu lernen: üben, üben, üben. (Dalai Lama)


Es gibt verschiedene Meditationstechniken. Du kannst eine Technik wählen, die am besten zu dir passt und diese eine Weile testen. Merkst du nach drei oder vier Wochen, dass sie nicht funktioniert, kannst du eine andere probieren. Hast du zwei oder drei Versuche hinter dir, kannst du eine endgültige Wahl treffen und dich deiner Technik mit ganzem Herzen widmen und tief nach innen gehen. Wenn du das Gefühl hast, dass die gewählte Meditationstechnik kostbar und wirksam ist, dann wird sie es sein. Ich übe mit meinen Yogis am liebsten die Atemmediation. Hierbei lenkt man den Fokus auf den Atem weg von den Gedanken. Gerade wenn man nicht so geübt ist, ist die folgende Meditation wunderbar geeignet:

Meditationsübung für Anfänger

Setze dich in deine gewohnte Meditationsstellung. Atme ein paar Mal langsam tief ein und aus. Versuche zu spüren, dass du nicht durch Mund und Nase, sondern durch das Herz ein- und ausatmest. Achte dann darauf, dass der Atem so langsam und ruhig wie möglich ein und auszieht; bleibe aufmerksam, aber passiv. Du wirst zum eigenen Beobachter. Atme dann bewusst bei jedem Atemzug Reinheit ein und Dunkelheit aus. Wiederhole im Stillen das Wort „Reinheit“, während du einatmest, und das Wort „Dunkelheit“, während du ausatmest. Versuche dir die Reinheit und die Dunkelheit jeweils vorzustellen und sie zu spüren. Nach einer Weile atme auf die gleiche Weise Freude ein und Sorgen aus. Als drittes atme auf die gleiche Weise Frieden ein und Rastlosigkeit aus. Versuche während dieser Übung die Augen ganz leicht offen zu halten und ständig langsam zu atmen. Es kann hilfreich sein, wenn der Blick deiner Augen während der Übung auf eine Kerzenflamme gerichtet ist. Überfordere während der Übung weder Augen noch Lunge. In der wirklichen Meditation wirst du ganz still und brauchst dir nichts mehr vorzustellen, aber zu Beginn ist diese Übung ganz gut.

Meditationsübung für Fortgeschrittene

Diese Übung kann anschließend an die oben beschriebene Konzentrationsübung durchgeführt werden. Anfänger sollten jedoch nicht länger als 10 bis 15 Minuten in einem Stück meditieren. Versuche die Kerze in deinem Herzen zu sehen, erst die ganze Kerze, dann die Kerzenflamme. Versuche die Flamme ganz klar zu sehen, und fühle, dass du selbst diese Kerzenflamme bist. Fühle dann, dass das Licht dieser Flamme wächst, heller und heller wird, bis die Flamme zu einer kleinen Sonne heranwächst. Diese Sonne strahlt in alle Richtungen. Fühle, wie du dich mit den Sonnenstrahlen in alle Richtungen ausbreitest, weiter und weiter wirst, dich über deinen Körper hinaus ausbreitest, immer weiter und weiter. Wenn ablenkende Gedanken auftauchen – was ganz normal ist, beginne wieder von neuem. Je klarer die Vorstellung ist, desto einfacher wird die Übung.

Viel Freude beim Üben!

Namasté Tanja

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